Klimafolgeanpassung

Extreme Wetterereignisse wie Hitzeperioden und Starkregen haben in den vergangenen Jahren drastisch zugenommen. Der Klimawandel und seine Folgen sind bereits heute deutlich spürbar und werden auch künftig in immer mehr Lebensbereichen unseren Alltag beeinflussen. Das Thema der Klimafolgenanpassung ist daher ein zentrales Handlungsfeld der Stadt- und Regionalentwicklung. 

Die Stadt Voerde übernimmt vielfältige, vorbeugende und nachsorgende Umweltaufgaben, die von verschiedenen Fachdiensten in eigener Zuständigkeit bearbeitet werden.

Im Fachdienst 6.1 Stadtentwicklung, Umwelt- und Klimaschutz werden Themen des Klima- und Umweltschutzes vor allem über die Bauleitpläne geregelt, die Inhalte zum Naturschutz berücksichtigen und enthalten. Dazu gehören beispielsweise die Festsetzung von Flächen und Maßnahmen zum Schutz, zur Pflege und zur Entwicklung von Boden, Natur und Landschaft oder auch, teils gleichzeitig dem Ortsbild dienende, Festsetzungen zur Erhaltung und Anpflanzung von Bäumen und Gehölzen und auch die Schaffung von Grün-, Wald- oder Wasserflächen. Bei der Aufstellung der Bauleitpläne sind der Natur-, Boden-, Klima- und der Artenschutzbelange in besonderer Weise zu beachten (vgl. § 1 und § 1 a Baugesetzbuch).

Darüber hinaus ist der Fachbereich „Bauen und Technische Infrastruktur“ für die Wasserbewirtschaftung und für das Anlegen öffentlicher Grünflächen bzw. die Begrünung von Straßen, Wegen und Plätzen zuständig.

Umfassende Informationen zur klimatischen Entwicklung in NRW finden Sie auf den Seiten des Klimaatlas NRW.

Informationen und Tipps für Bürgerinnen und Bürger im Umgang mit den Folgen des Klimawandels

Auch Sie können durch vielfältige Maßnahmen zum Naturschutz und damit sowohl der Erhaltung unserer Lebensgrundlagen als auch zu einem klimawandelangepassten und durchgrünten Wohnumfeld beitragen. Dazu gehören das Anpflanzen und die Erhaltung von heimischen und standortgerechten Bäumen und Sträuchern, die Schaffung begrünter Flächen wie Gärten, Vorgärten oder Dachbegrünung sowie die Vermeidung von Versiegelung, zum Beispiel von Vorgärten, das Anlegen von Blühwiesen und Blühstreifen als Lebensraum für Insekten, das Anlegen von Nisthilfen für Vögel oder von Insektenhotels in den Gärten oder die Vermeidung des Gehölzschnittes während der Brutzeit von Vögeln vom 01. März bis zum 30. September.

Auf den folgenden Seiten finden Sie Informationen und Tipps für eine naturnahe Umgestaltung von versiegelten Flächen, für einen bewussten Umgang mit Regenwasser, und für den Umgang mit Hitze und Starkregen.

Starkregenvorsorge

Informationen rund um die Themen Grundstücksentwässerung und zur Starkregenvorsorge finden Sie auf der Website Entwässerung von Grundstücken.

Unabhängige Beratung zu Starkregenvorsorge bietet die Verbraucherzentrale NRW auf der Abwasser-Beratung-Website.

 

Begrünung und Entsiegelung von Flächen

Nicht versiegelte Böden übernehmen wichtige Funktionen im Naturhaushalt: sie speichern, filtern und reinigen das versickernde Regenwassers und tragen somit zur Neubildung und Schonung des Grundwasserhaushalts bei. Wenn Böden durch Bodenbeläge wie Asphalt, Beton, Pflastersteine, Kies oder Schotter versiegelt werden, kann das anfallende Niederschlagswasser schlechter versickern und die Grundwasservorräte können nicht mehr ausreichend aufgefüllt werden, was insbesondere während Hitze- und Trockenperioden örtlich zu Problemen führen kann. Darüber hinaus kann sich bei Starkregenereignissen binnen kurzer Zeit so viel Wasser auf den versiegelten Flächen sammeln, welches nicht mehr versickern kann und deswegen oberflächlich abfließt. In der Folge kommt es zu einer Überlastung der Kanalisation und zu Überschwemmungen von Straßen, Gehwegen und im schlimmsten Fall von Gebäuden.

Durch Entsiegelung von Grundstücksflächen können Hauseigentümerinnen und –eigentümer einen wichtigen Beitrag zur Wiederherstellung der natürlichen Bodenfunktionen leisten.

Die Verbraucherzentrale NRW bietet Informationen und eine unabhängige Beratung zu den Themen Regenwassernutzung, Gebäudegrün und Entsiegelung.

 

Nutzung von Regenwasser durch Hausbesitzerinnen und –besitzer

Durch das Auffangen und Nutzen von Regenwasser verringert sich der Verbrauch von wertvollem Trinkwasser. Die Nutzung von Regenwasser für Zwecke der Gartenbewässerung ist völlig unproblematisch und eine technisch sinnvolle und einfache Methode, Regenwasser zu nutzen. Hierfür wird das abfließende Regenwasser des Daches in eine Regentonne, Zisterne oder einen unterirdischen Erdtank geleitet und bei Bedarf für die Gartenbewässerung benutzt. Entsprechende Systeme sind im Handel erhältlich.

Über eine Regenwasseraufbereitungsanlage gibt es darüber hinaus die Möglichkeit, Regenwasser im Haushalt zu nutzen, z.B. für die Toilettenspülung oder für die Waschmaschine. Diese Brauchwassernutzung setzt aus hygienischen Gründen innerhalb des Hauses ein paralleles Brauchwasserleitungsnetz voraus. 

Generell entscheidet jeder Gebäude- bzw. Flächenbesitzende selbst, ob und wofür Regenwasser genutzt wird. Angesichts der zu erwartenden klimatischen Veränderungen sollten sich Gebäude- und Flächenbesitzende perspektivisch früher oder später aber mit diesen Themen auseinandersetzen und ggf. Maßnahmen ergreifen. 

Dach- und Fassadenbegrünung

Gründächer und begrünte Fassaden leisten in der Stadt einen kleinen, aber dennoch wichtigen Beitrag zur Verbesserung des städtischen Klimas. Sie schaffen Lebensräume für Pflanzen und Tiere, binden Schadstoffe aus der Luft und verbessern das Gebäudeklima, indem sie im Winter das Gebäude zusätzlich dämmen und im Sommer einen Hitzeschutz leisten.

Darüber hinaus speichern und verdunsten sie das anfallende Niederschlagswasser und tragen somit zu einer Entlastung der städtischen Kanalisation bei.

Für begrünte Dächer gibt es in Voerde eine reduzierte Abwassergebühr: „Wird Regenwasser auf begrünten Dachflächen nachweisbar zurückgehalten, so wird ein Gebührenabschlag von 30 % bezogen auf die dachbegrünte Fläche gewährt“ (gemäß §5 Absatz 5 der Abwassergebührensatzung der Stadt Voerde).

Gründachkataster

Gründachpotenzialkataster für die Stadt Voerde und die Metropole Ruhr

Der Regionalverband Ruhr (RVR) hat in Kooperation mit der Emschergenossenschaft ein regionales Gründachkataster für die Metropole Ruhr erstellen lassen. Mit dem Online-Tool können Sie schnell und unkompliziert ermitteln, welche Dächer für eine Dachbegrünung in Frage kommen. Über eine Detailanalyse können zudem die eingesparte Abwassermenge, die CO2-Absorption und der gehaltene Feinstaub pro Jahr geschätzt werden. Da das Gründachkataster auf einem automatisierten Verfahren basiert, ersetzt es keine Detailberatung durch Fachpersonal. Es liefert aber sehr wohl einen ersten Hinweis darüber, ob die Dachfläche einer Immobilie tendenziell für die Begrünung geeignet ist (ohne Gewähr).

Eine Analyse des RVR zeigt, dass über 800.000 Gebäude der Region potenziell zur Begrünung geeignet sind. Damit kann fast jedes zweite Dach in der Metropole Ruhr vorbehaltlich der Statikprüfung begrünt werden und somit einen Beitrag zur Klimaanpassung leisten.

Hitzeschutz und richtiges Verhalten bei sommerlicher Hitze

Der Klimawandel ist immer häufiger direkt oder indirekt spürbar und wird an manchen Tagen gar zur körperlichen Belastung: Während sommerlicher Hitze sind Anpassungsmaßnahmen im individuellen Verhalten erforderlich – beispielsweise auf den Gebieten der Gesundheitsvorsorge und im baulichen Hitzeschutz. Der „Hitzeknigge“ des Umweltbundesamtes (UBA) dient Bürgerinnen und Bürgern in Zeiten zunehmender Extremwetterlagen und Hitzeperioden als Ratgeber für die Hosentasche. Interessierte können sich über Möglichkeiten informieren, wie sie hitzebedingte Belastungen abmildern oder vermeiden können.

Besonders betroffene Bevölkerungsgruppen, wie ältere Menschen, müssen ganz besonders über das Verhalten während Hitzeperioden aufgeklärt werden. Themen sind zum Beispiel das Trinkverhalten, richtiges Lüften sowie der Zeitpunkt des Aufenthalts im Freien und die Achtsamkeit gegenüber Mitmenschen. Aus diesem Grund verteilt das Klimaschutzmanagement der Stadt Voerde zum Beispiel im Juli 2020 unter anderem die Broschüre an Senioreneinrichtungen und Apotheken im Stadtgebiet.

Der „Hitzeknigge ist natürlich auch online verfügbar und kann über die UBA-Internetseite „Aktion Schattenspender“ heruntergeladen werden.

Hitzeangepasstes Verhalten (Beispiele)

  • Passen Sie Ihren Tagesablauf an die Temperaturen an: Anstrengungen vermeiden, Termine zum Beispiel in die Früh verlegen.
  • Ihr Körper dankt es Ihnen, wenn Sie sommerliche Kleidung tragen (zum Beispiel helle, luftige Oberteile). So erhitzt er nicht so schnell.
  • Meiden Sie direkte Sonneneinstrahlung: Suchen Sie Schattenplätze, tragen Sie Kopfbedeckungen und nutzen Sie Sonnenschutz (erneuern Sie diesen in regelmäßigen Abständen!).
  • Lüften Sie nachts oder morgens (optimal: Querlüftung). Dunkeln Sie Ihr Zuhause tagsüber so gut es geht ab, um unnötiges Aufheizen zu vermeiden.
  • Trinken, trinken, trinken: regelmäßig, ausreichend und anti-alkoholisch. An heißen Tagen ist es wichtiger denn je, dass Sie sich mit Flüssigkeit versorgen!
  • Tipp: Probieren Sie doch mal einen ungesüßten Kräuter- oder Früchtetee oder „Infused Water“ (Stilles Wasser mit frischen Beeren, Minze oder Gurke). Trinken Sie Ihre Getränke kühl, aber nicht zu (eis-)kalt!
  • Auch beim Essen ist Vorsicht geboten: Bevorzugen Sie leichte Gerichte, um zusätzliche Anstrengungen zu vermeiden.
  • Informieren Sie sich auch an anderer Stelle über Ihren individuellen sommerlichen Hitzeschutz, zum Beispiel über die untenstehenden Internetseiten oder bei Ihrem Hausarzt.

Linksammlung zum sommerlichen Hitzeschutz:

Evolving Regions – Projekt zur Klimafolgenanpassung im Kreis Wesel und sieben weiteren Regionen

Evolving Regions“ ist ein Projekt zur regionalen Klimafolgenanpassung, welches von der Technischen Universität Dortmund (Sozialforschungsstelle sowie Institut für Raumplanung) und dem Deutschen Instituts für Urbanistik gGmbH (Difu) durchgeführt wird. Unterstützt wird das Vorhaben durch das EU-LIFE-Programm, das Umweltministerium NRW (MULNV) sowie weitere Partnerinstitutionen. Im Projekt werden der Kreis Wesel und sieben weitere Regionen in NRW und den Niederlanden betrachtet.

Thematisiert wird die Anpassung an die zu erwartenden Klimafolgen in den Regionen. Ziel ist die Erarbeitung von konkreten regionalen Handlungs- und Umsetzungsmöglichkeiten in diesem Bereich. Hierzu sollen unter anderem sogenannte Klimawirkungsanalysen für jede Region durchgeführt werden. Interessierte Akteure vor Ort sind herzlich eingeladen, sich inhaltlich-visionär im Rahmen der Workshop-Reihe zu beteiligen.

Evolving Regions hat in der Region Wesel (entspricht geografisch dem Kreisgebiet Wesel) im November 2019 unter Beteiligung des Kreis-Klimabündnisses begonnen. Das Projekt ist auf vier Jahre angelegt. Im Kreis Wesel stehen die Handlungsfelder „Landwirtschaft“, „Infrastruktur“ und „Gesunde Lebensverhältnisse“ im Mittelpunkt.

Infos zu Evolving Regions finden Sie unter Projekt-Webseite Evolving Regions.